Detektivarbeit

Sie ist Fehlerversteherin und oberster Kleiderschutzengel: Als Product Quality Lead kümmert sich Melanie Deppe um die Langlebigkeit der CWS-Arbeitsbekleidung. Hier erklärt sie, wie das der Nachhaltigkeit dient und warum man dafür manchmal denken muss wie Sherlock Holmes.

Melanie Deppe

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23 September 2021 Workwear

Frau Deppe, was haben Produktqualität und Lebensdauer von Arbeitskleidung mit Nachhaltigkeit zu tun?

Melanie Deppe: Sehr viel. Aus meiner Sicht ist die Langlebigkeit von Produkten die Grundvoraussetzung für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Jedes Textil, das nicht neu produziert werden muss, verringert unseren ökologischen Fußabdruck. Bei CWS kaufen wir jährlich mehrere Millionen neue Kleidungstücke ein. Wenn wir die Lebensdauer dieser Produkte auch nur um 10 Prozent verlängern, müssen mehrere 100.000 Produkte nicht hergestellt werden. Und es gibt bereits Fälle, in denen wir die Lebensdauer eines Produktes durch Qualitätsverbesserungen fast verdoppelt haben.

 

Wie gehen Sie dabei vor?

Melanie Deppe: Nach Möglichkeit gestalten wir all unsere Kollektionen von Anfang an langlebig und sorgen zugleich dafür, dass sie im Schadensfall gut reparierbar sind. Jedes Teil, das wir entwickeln, durchläuft dafür spezielle Tests in unserer Testwäscherei in Bielefeld. So stellen wir die Haltbarkeit sicher, bevor die Kleidungsstücke auf den Markt kommen. Alle Erfahrungen, die wir im Alltag mit Produktqualität und Reparaturen sammeln, lassen wir dort wieder in den Prozess einfließen.

 

Woran merken Sie, dass die Qualität eines Kleidungsstücks optimiert werden muss?

Melanie Deppe: Dafür arbeiten wir eng mit unseren Wäschereien und den Kunden zusammen. Von ihnen erfahren wir, welche Kleidungsstücke häufig repariert werden müssen. Dann analysieren wir die Ursachen und versuchen herauszufinden, wo der Fehler liegt. Häufig ist das echte Detektivarbeit, bei der man genau auf Einzelheiten und Details achten muss. Vor Kurzem hatten wir den Fall einer Jacke, bei der nach nicht mal einem Jahr der Saum stark ausgefranst war. Anfangs waren wir uns nicht sicher: Liegt es am Gewebe? An falscher Nutzung? An der Verarbeitung? Am Ende konnten wir das Problem mit einfachen Mitteln lösen, indem wir an der betreffenden Stelle von einer Ein-Nadel-Naht auf eine Zwei-Nadel-Naht umgestellt haben.

 

Welche Faktoren beeinflussen die Haltbarkeit eines Kleidungsstückes?

Melanie Deppe: Das ist sehr unterschiedlich. Jede Kollektion ist anders. Man könnte sogar sagen: jedes einzelne Teil ist anders. Schon die Güte der Baumwolle oder die Qualität der Nadeln kann das Gesamtergebnis beeinflussen. Sogar wie die Näherinnen und Näher das Textil halten, wirkt sich auf die Qualität aus. Kleinigkeiten geben da oft den Ausschlag. Das gilt auch für die Waschvorgänge: Wir haben unterschiedliche Wäschereikonzepte, die mit verschiedenen Maschinenparks und Waschmittellieferanten einhergehen. Da auch diese Faktoren die Haltbarkeit beeinflussen können, ist eine Analyse immer herausfordernd. Unser Job ist es, unter dieser Vielzahl von Variablen die richtigen Hebel für die maximale Lebensdauer der Produkte zu finden.

 

Wie gehen Sie vor, um einem Fehler auf die Schliche zu kommen?

Melanie Deppe: Wegen der vielen Einflussfaktoren gibt es dafür keine Standardformel. Häufig ist es auch nicht nur ein einzelnes Problem, das einen Fehler verursacht, sondern es sind gleich mehrere. Meistens beginnt es damit, dass wir anhand der Datenauswertung aus unseren Wäschereien sehen, dass ein bestimmtes Teil häufig repariert werden muss. Manchmal macht uns auch die Reklamation eines Kunden auf einen Fehler aufmerksam. Dann prüfen wir erstmal: Kommt das nur in einer Wäscherei vor oder in allen? Bei einem Kunden oder bei mehreren? Anhand dieser Informationen bilden wir Hypothesen zu den Fehlerursachen, die wir anschließend in unserem Testcenter überprüfen, etwa durch vergleichende Waschtests.

 

Wo steht CWS bei Produktqualität und Reparaturen in fünf Jahren?

Melanie Deppe: Wir wollen Haltbarkeit und Wiederverwertbarkeit unserer Kleidungsstücke fortlaufend verbessern. Ich denke, bis in fünf Jahren können wir die Lebensdauer unserer Produkte deutlich steigern. Darüber hinaus werden bis dahin auch alle anderen Aspekte der Kreislaufführung noch einmal deutlich verbessert sein. Zum Beispiel werden wir viel effizienter darin sein, einzelne Komponenten wie Reißverschlüsse, Schnallen oder Knöpfe wiederzuverwerten, sodass wir irgendwann viel weniger oder sogar gar keinen Abfall mehr haben. Das ist für mich der Punkt, an dem der komplett geschlossene Materialkreislauf tatsächlich in greifbare Nähe rückt.